Die Macht der Geschichten oder was hat Bestand!?
Auf den Wochenmärkten und Messen, auf denen ich mich immer wieder herumtreibe, gibt es zwei Sorten von Menschen. Die einen verkaufen Produkte, die anderen Geschichten.
Der Produktverkäufer preist die Güte und Zusammensetzung, seine Zertifizierungen und Inhaltstoffe an. Alles hat den höchsten Standard. Der Geschichtenerzähler spricht von den Pannen bei der
Herstellung, wie aus einem völlig misslungenen Apfelstrudel das Grundprodukt für einen erstklassigen Likör wird, wie die Verwechslung des Lehrlings zu einer neuen Wurstkreation wird, wie sich der
Streit mit dem Opa zu einer spannenden Nudelmischung aus Tradition und Moderne transformiert. Es sind die Geschichten der Pannen und wie ein Familienverband, wie der Opa, der Enkel oder die Nachbarin
dann am E§nde doch alles hinbekommen. Es sind Geschichten von Pannen und deren Behebung.
Für den Produktverkäufer wird die Beziehung Produkt - Kunde über Geld vermittelt. Bei den Geschichtenerzählern ist das Produkt der Schmierstoff für die Kommunikation zwischen Marktler und Kunde. Auch
hier wird am Ende Geld verdient. Doch es kommt etwas dazu!
Geschichten leben länger - viel länger. Die Wurst ist schon lange gegessen und verdaut, die Geschichte davon aber ist noch lebendig. So sind die vielen Marktler die modernen Erzähler von "Tausend und
einer Nacht". Deshalb sind sie mir so vertraut und deshalb liebe ich den Markt. Wegen der Geschichten!
P.S.: Gleiches gilt auch für eine Predigt. Auch dort wird oft ein Produkt verkauft, dessen Gehalt und Wahrheit hochgepriesen wird. Eine Predigt, die sich als Geschichte des Misslungenen gibt, lebt auch in der Kirche länger.