Dr. Bernd Fetzer Pfarrer Wenn alles passt und nichts mehr geht?! Unterbrechung als Programm. Vorträge, Seminare und Texte
Dr. Bernd FetzerPfarrer Wenn alles passt und nichts mehr geht?! Unterbrechung als Programm.Vorträge, Seminare und Texte

"Was geschieht, wenn ich mit den grossen und kleinen Katastrophen meines Lebens nicht zum Psychologen, sondern ins Kloster gehe?" Ein Selbstversuch.

 

 

„Was geschieht denn, wenn ich mit meinen ganzen Krisen- und Katastrophenerfahrungen nicht zum Psychologen, sondern ins Kloster gehe?“ Dieser Johann Baptist Metz entlehnte Satz meint nun keinesfalls, dass das Eine besser oder gewichtiger wäre als das Andere. Er meint nicht, dass das Kloster oder die Kirche mehr zu bieten hätten als die ganze Bandbreite therapeutischer Interventionen. Es geht um die Entdeckung und das Fruchtbarmachen des Anderen, des Ungewohnten, schlicht der Alltagsunterbrechung als kritisches Element. Und Klöster sind nun in ihrer ganzen Eigenart Unterbrechungen pur. Dies zeigt sich mir schon an dem oder den ersten Tagen. Die Linearität des gewohnten und strukturierten Alltages von Draußen lässt sich so einfach nicht abschütteln. Die Gebetszeiten sind nun das strukturierende Element aber stören auch den gewohnten Fluss. Ich lege das Buch zur Seite, wenn die Glocke ruft und lese nicht einfach weiter. Ich esse nicht mehr, wann ich will, sondern wenn zum Essen gerufen wird. Spaziergänge orientieren sich an den täglichen Gebetszeiten und nicht am eigenen Wollen. Ich bin nun nicht mehr ganz Herr meiner Zeit, bestimme also nicht mehr wann und wo ich etwas tue oder unterlasse, sondern deutlich ist nun meine Zeit und die Tagesstruktur in anderen Händen. Und auch die Ikone an der Wand, direkt über meinem PC, erinnert und mahnt mich, dass ich hier an einem „Andersort“ bin und mich in einem strukturell anderen Lebensrahmen befinde. Dass hier Maria mit ihrem Kinde auf mich herabblickt und nicht, wie zu Hause, ich zu meinen geliebten Expressionisten hinauf, macht den Wechsel des Subjekts des Handelns deutlich. Von nun an passiv „Angeschauter“ und nicht mehr aktiv „Schauender“. Während im Anschauen eines Bildes der schauende Mensch sich nach Umberto Ecco durchaus als pluraler „Vollender“ fühlen kann, so als Angeschauter in seiner ganzen unvollendeten und immer offen-verletzlichen Seite. Ikonen haben in der ostkirchlichen Tradition eben nicht nur den Charakter als Kunstwerke, sondern haben eine eigene Art der Subjektivität“[1], die den Betrachter schamlos entblößen, ihn aller Selbstrechtfertigungen berauben und ihn so ziemlich nackt stehen lassen. Ikonen sind nach Adorno Monaden, also etwas, was sein Ziel in sich trägt und nicht von außen bestimmt werden kann. Ikonen sind auf der einen Seite dauernder Mangel, weil sie nicht fertiges „Sein“, sondern dauerndes „Werden“ sind. Auf der anderen Seite zeigen sie aber auch einen andauernden „Überschuss“ an, der zur Vollendung drängt. Der ehemalige Abt des Klosters Niederalteich, Emmanuel Jungclaussen, beschreibt dies als Spannung „zwischen dem Tremendum als abdrängender Scheu und dem Fascinosum als sehnsuchtsvoller Anziehung“.

 

Es durchzieht das ganze Klosterleben. Das eigene Subjekt verschwindet hinter einem Anderen und Gewichtigerem. Natürlich gibt es keinen Automatismus in dieser Umkehr und nicht jeder Klosteraufenthalt führt zu dieser behaupteten Subjektverdrehung und natürlich kann ich die Tage im Kloster auch „nur“ zur Ruhe und zum Ruhen nutzen, was jedoch vermutlich auch nicht ganz folgenlos bleibt, denn auch äußere Räume und Orte konditionieren einen inneren Resonanzraum. Wer sich also auf das „Abenteuer“ Kloster ernsthaft einlässt, scheint zunächst Wesentliches zu verlieren. Nicht mehr Herr im eigenen Hause zu sein, sondern in einem Haus zu sein, wo offensichtlich ein anderer Herr ist. Nicht mehr wissendes und sprechendes Subjekt, sondern bedürftiges und angesprochenes Objekt.

 

Diese Bedürftigkeit aber muss „ausgehalten“ und darf nicht übersprungen werden. Denn die Unterbrechung, wirklich ernstgenommen, ist nicht nur kurzfristige Irritation oder schnell zu behebende Störung. Die Unterbrechung braucht Raum und Zeit. Sie braucht Beides in einer stark gedehnten Form. Einen Raum und eine Zeit in der sie sich ungestört von der Zudringlichkeit lösungsversessener Schnelldenker entfalten kann. Denn ein schnelles und oft reflexartiges Lösungsangebot entwertet alle Leidenserfahrungen und die damit verbundene Verzweiflung.   Aber vor der Lösung steht das „Ent-falten“ und dies ist durchaus wörtlich zu verstehen. Meine privaten Krisen- und Katastrophenerfahrungen weiten (entfalten) sich über mein individuelles Leben hinaus aus. Sie entfalten sich hinein in einen Raum, in dem die Fragilität, die Verletzlichkeit und die Instabilität nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. So aber erweist sich das abgeschottete und katastrophenfreie und vor allem das „gute“ herstellbare Leben, angesichts der regelhaften Unbestimmtheit und Unverfügbarkeit eines behaupteten gelingenden Lebens, als „vertröstende Lüge“[2].

 

Es gibt, so Johann Baptist Metz, angesichts gesellschaftlicher Plausibilitäten und des technokratischen Paradigmas der Beherrschbarkeit „weithin verinnerlichte, ins vorsprachliche Bewusstsein abgesunkene Handlungs- und Haltungsverbote“[3], die das „Weiter-So“ stützten.  Als „Habitus“ des modernen Menschen sind sie inkorporierte, das Tun, das Sprechen und das Denken umfassende und mit Sinn unterfütterte, sowohl innerliche Haltungs- als auch praktische Handlungsmuster. Sie folgen dem Druck der  

Beherrschbarkeit und jedwede Störung oder Irritation wird möglichst rasch durch Aufhebung (Perfektionierung, Coaching, Therapie) oder Ausgrenzung (Pathologisierung) beantwortet.  

Diese inkorporierten Verbote treffen aber im Kloster auf einen Raum, in dem die Bedürftigkeit des Subjektes nicht ihre erstrebenswerte Aufhebung ist, sondern die Bedürftigkeit, bzw. ihre Nichtidentität wesentliches Kennzeichen des Humanen ist.

 

Dem Trauerverbot der Moderne, die die Trauer nur „als unziemliche Sentimentalität“ (J.B. Metz) sieht, die möglichst schnell und folgenlos wieder in die Normalität gesellschaftlicher Anforderungen überführt wird, steht im Kloster Raum, Zeit und eine gottesdienstliche Liturgie zur Verfügung, die Trauer, Versagen und Ängsten eine Ausdrucks- und Sprachform gibt. Einer Sprachform, die den leidvollen Erfahrungen in die Tiefe, bis in die Sprachlosigkeit hinein, folgt. Keine Worte oder keine Ausdrucksformen zu finden, bedeutet eben nicht lautlose Stille, sondern „stummes Schreien“, das im gemeinsamen Verstummen vor der Last des Leidens eine solidarische Verstrickung schafft. „If you feel pain, you´re alive. If you feel other`s peopels pain, you´re a human beeing (Leo Tolstoi). Wie oft begegnen wir der Trauer mit schnellen Worten des Trostes, ohne vorher die Stille der Tränen durchschritten zu haben. „Verleihe mir Tränen“ betet der Priester im byzantinischen Ritus am Ende des Morgengebetes, des „Orthros“. Nicht, lass uns Worte finden, sondern schenke uns die Tränen, die der Trauer gerecht werden.

 

Ebenfalls im „Orthros“ wird um die „innerste Zerknirschung“ gebetet, um ein Wissen des persönlichen „Schuldigwerdens“. Persönlich deshalb, weil die „Subjekte der Verantwortung immer anonymer werden“ (J.B. Metz) und sie sich hinter Begrifflichkeiten verstecken, die die Schuld nicht kennen. Die Gesetze des Marktes, das Natürliche, die Familiengeschichte, aber auch das unschöne Wort von der Alternativlosigkeit täuschen eine Gesellschaft ohne Verantwortung vor. Auch hier geht es im Klosteralltag nicht um den Automatismus von Schuld und Vergebung, sondern um „innerste Zerknirschung“, die keine Entschuldigung und kein Verstecken mehr zulässt. Die Geschichte unserer Freiheit darf nicht halbiert werden. Siege, Erfolge und gelingendes Tun im Leben sind die Unseren, die Niederlagen aber werden ins Reich der anonymen Begrifflichkeiten verwiesen.      

 

Allen gutgemeinten Ratschlägen mich mit meinen eigenen Krisenerfahrungen an einen Psychologen/eine Psychologin zu wenden, liegt das gegenteilige Moment zugrunde, nämlich die Wiederherstellung der Kraft des Subjektes unter den Bedingungen der Moderne. Der Mensch ist sich hier zum „Selbstprojekt (Michel Foucault)“ geworden. Ein Subjekt, dem wissenschaftlich-technokratisch alles plan- und beherrschbar scheint, das sich in eine offene Zukunft hinein plant und entwirft, das keine Geheinisse mehr kennt und dem scheinbar alles zu Gebote steht, um ein von Leid und Schmerz abgedichtetes Leben zu führen. Glück und Unglück sind keine Kategorien des Zufalls oder der Kontingenz, sondern Glück ist herstellbar und Unglück vermeidbar, wenn das Subjekt nur seine eigenen Ressourcen ausschöpft und so eine Eigensteuerung ermöglicht. Das Selbstprojekt des Menschen ist eine Form der Selbstermächtigung, die es in Kauf nimmt, dass das Unglück und die Katastrophen eines Lebens als individuelles Versagen in den Blick kommen. Denn wenn das eine herstellbar ist, ist das andere vermeidbar. Es bedarf nur der mannigfaltigen Kulturtechniken zur Bezähmung des Unvorhersehbaren.

 

Eine wesentliche gesellschaftliche Ressource, eine wesentliche Kulturtechnik aber ist ein psycho-soziales Hilfesystem, das sich der (Wieder) Herstellung einer störungsfreien Gegenwart und Zukunft verschreibt. Denn der „Ich-Schwäche“ muss die „Ich-Stärke“ weichen um wieder Frau/Mann im eigenen und im gesellschaftlichen Hause zu sein. Die bleibende Gefahr kontingenzbannender Kulturtechniken besteht darin, dass schon die Möglichkeit „der Unsinnigkeit und Sinnlosigkeit (singulärer oder gar kollektiver) Lebensverhältnisse tabuisiert“[4]  wird und jedes Festhalten an den Erfahrungen dauerhaften Leidens, an der Weigerung sich billig, d.h. unterhalb des Niveaus der Leiderfahrungen, trösten zu lassen, zu einer behandlungsbedürftigen Abweichung wird. Die Psychotherapie übernimmt hier nur, was jahrhundertelang wesentliche Aufgabe der Religionen war, nämlich überall dort wo die Sinnlosigkeit zum Himmel schreit, wo unverschuldetes Leiden nach Gerechtigkeit ruft, einen Gott einzusetzen, der einen verborgenen Sinn in die Sinnlosigkeit implantiert. Wer sich dem verborgenen Sinn aber widersetzt, wird schuldig an Gott selbst, wird eines mangelnden Glaubens verdächtigt und entweder mit Ausschluss bedroht oder durch Gebet und Buße religiös behandelt und so wieder zum nützlichen Teil einer geduldig, alles ertragenden homogenen Gemeinschaft.

 

Die Gemeinsamkeiten zwischen den Disziplinen sind offensichtlich. Eine Behandlungsbedürftigkeit wird angesichts der Weigerung sich mit den zerstörenden Einschlägen in seiner Biographie zu versöhnen, der Weigerung sich allzu billig trösten zu lassen, hier wie dort diagnostiziert. Wiederhergestellt werden soll im religiösen System der helle und liebe Gott, der keine dunklen Seiten mehr kennt und im gesellschaftlichen System das Paradigma der grundsätzlichen Beherrschbarkeit alles Störenden, das das “Weiter-So“, garantiert. Wobei – und dies ist die Diagnose des Soziologen Hartmut Rosa – jeder „Sinn für die Vorwärtsbewegung (dem Weiter-So) verloren gegangen ist.“ Die Anerkennung von „sinnlosem Leiden“ verunsichert nun nicht den Leidenden selbst, der ja dieser Erfahrung teilhaftig wurde, sondern verunsichert die „Tröster“, die mit ihren Erklärungsversuchen jede Form von Sinnlosigkeit überdecken müssen. Denn die „Sinngebungsversuche haben zuerst die Funktion (…) dem Erschrecken seine beunruhigende Schärfe und Härte“[5] zu nehmen. Alles, was sich der Sinnhaftigkeit entzieht, darf nicht dauerhaft stören, sondern muss sich als vorübergehende und prinzipiell aufhebbare Schwächeperiode darstellen lassen. Das Prinzipielle als Prinzip höherer Ordnung muss gegenüber dem brüchigen Singulären immer wieder ins Recht gesetzt werden und „den einzelnen Leidenden wird damit zugleich explizit die Aufgabe aufgebürdet, in allem trotz aller gegenläufigen Erfahrungen einen – wie unerkennbar auch immer- Sinn zu sehen.“[6]  Was mir also in der Therapie aufgebürdet wird– und Therapie ist Arbeit –,  ist einmal meine individuellen Katastrophenerfahrungen in einen Komplex des Prinzipiellen, in die “soziale Logik des Allgemeinen“[7] zu überführen, in der /dem das Individuelle als Hemmung oder selbst als Störung auftritt. Denn die Überführung des Singulären ins Allgemeine gelingt nur durch eine deutliche Reduktion der Komplexität. Es war Michel Foucault der mehrfach darauf hinwies, dass diese Reduktion dazu führt, dass das Einzelne dann notwendigerweise immer das ist, was sich als störend erweist. Das Allgemeine ist als Verallgemeinertes eben ein verobjektiviertes Konstrukt, das die Singularität nur als Teil eines höheren Ganzen wahrnimmt und jeder Eigenständigkeit beraubt. Der Raub geschieht im Interesse des Höheren, weil Ganzen. Dies aber erscheint dann als soziales Konstrukt berechenbar, beschreibbar und darum scheinbar beherrschbar. Das Ungeordnete, das Zufällige, das Brüchige, das ganze heillose Durcheinander und oft rational kaum zu fassende Singuläre einer Biografie wird über rationale Ordnungssysteme mit Sinn unterfüttert. „Auf diesem Niveau ist das Individuum nur ein negatives Element,[8] denn das Einzelne ist nie deckungsgleich mit dem Allgemeinen und das Allgemeine erfasst als bloße Abstraktion kein Einzelnes.  

 

Das Weitere ist aber nur die Konsequenz aus der scheinbaren Rationalität des Allgemeinen. Wer sich der Rationalität widersetzt, wer an seiner Katastrophenerfahrung festhält, wer himmelschreiende biographische Einschläge nicht in lineare Entwicklungsschritte überführen will, wer sich die „Würde der Untröstlichkeit“ bewahrt, wer also weiter klagt und klagen will, weil er klagen muss, wer weiter schreit und sich nicht beruhigen lässt, wer die Katastrophen und Einschläge weiter im Bewusstsein bewahren will, der und die wird der Irrationalität nicht  nur  verdächtigt, sondern des Irrsinns überführt. Als nichtrationales Element sind all die Erfahrungen nun nicht mehr sinnhafte Anfragen innerhalb eines gesellschaftlichen Diskurses, sondern werden als individuell Störendes ausgegliedert.   Angesichts des „Höheren“ ist das Allgemeine innerhalb der zweckrationalen Struktur der Modere auch das zu Schützende. So „wird das Subjekt zu einem Gegenstand gesellschaftlicher Disziplinierung. die Abweichung vom Standard wird entsprechend sanktioniert; sie erscheint anormal.“[9] Dass das religiöse System besonders anfällig für die Affizierung durch das leidaufhebende Höhere ist, liegt auf der Hand. Überall dort wo biographische Katastrophen und nicht sillzulegende Trauer und Wut in einen höheren göttlichen Sinn transformiert werden, wird jede weitere Sinnanfrage zur Sünde und zu einem Mangel an Glauben. Das biblische Hiobbuch zeichnet diese Transformation exakt nach. Der sich einer Beruhigung verschließende und weiter protestierende Hiob wird in den Dialogen mit seinen Freunden immer wieder des Unglaubens und der Sünde verdächtigt. In den Gottesreden des Buches zieht sich Gott selbst aus der Schlinge. Hiob ist zu klein und zu unwissend, um sich an seiner Allmacht und seinem Wissen zu messen. Das Höhere befriedet jeden Widerstand und ist wirksames Analgetikum gegen jede Leiderfahrung.

 

Folgt nun das klösterliche Leben, folgt die „mönchische Lebensweise“ diesem Diskurs der Disziplinierung aller Anfragen an einen leidvergessenen Gott? Verbleibt der Aufenthalt im Kloster bei einem Tröstungsversuch, der mein Leiden und meine Verzweiflung nur als kurzfristige Entgleisung begreift? Geht es auch hinter den Klostermauern darum, Gott zum

Quellgrund „für das je eigene gelingende Leben zu machen[10]? Habe ich also nur zu wenig an den helfenden Gott geglaubt?

 

Mit nichts von alledem fahre ich nach 2 Wochen zurück in meinen Alltag. Was ich aus dem Kloster und vor allem aus der byzantinischen Liturgie mitnehme, ist ein trotziges „Trotzdem“. Seit hunderten von Jahren dieselben Gebete. Vom ursprünglichen Altgriechisch breitet sich die „göttliche Liturgie“ in fast alle Landessprachen aus. Das „Trotzdem“ ist universal geworden und hat sich als „hoffende Irrationalität“ zwischen mich und meinen Glauben geschoben. In allem Leiden, in aller Verzweiflung, in allen offenen und unbeantworteten Fragen halte ich an diesem „Trotzdem“ fest. Hunderte von Jahren haben die Mönche für den eigenen inneren und den äußeren Frieden gebetet. Hunderte von Jahren haben sie die Liebe auf Erden erbeten, haben für den Schutz der Armen und Geknechteten, für die Gefolterten und Verfolgten die schützende Hand Gottes erbittet. Die Welt und auch meine kleine Welt sieht anders aus. Finden sich im Kloster nur Narren, die nicht sehen und hören wollen?  Oder halten diese Narren einfach an einer Hoffnung fest, die auch nach Jahrhunderten noch lebendig sein will? „Messianische Hoffnung“ hat Walter Benjamin dies genannt, die sich nur als Einbrechendes beschreiben lässt und sich in keiner linear aufsteigenden Möglichkeit verwirklicht. Die Hoffnung auf das „Einbrechende“ halten diese Mönche aufrecht und geben mir ein hoffnungsvolles “Trotzdem“ mit.

 

Zwei Dinge werde ich alsbald tun. Den Kirchenvater Tertullian wieder lesen, der den ergreifende Satz geschrieben hat:

„Gottes Sohn ist auferstanden, das ist unglaublich, aber deshalb (trotzdem) glaube ich.“

 

Und ich werde Hannes Wader wieder hören. Sein „Trotz alledem“.

„Und obwohl sich so ein Traum, wohl kaum erfüllen lässt, schützt uns der Traum von einer bessren Welt vor Resignation - Trotz alledem“.

 

Hannes Wader - Trotz alledem III - Live 2014 - Respotted HD - Bing video

 

Der Traum aber ist biblisch gut verbürgt und ich glaube, dass sich die Mönche nicht wehren würden, würde man sie als Träumer bezeichnen. Wir bräuchten mehr davon.

 

[1] Das Kunstwerk und die Monade in Adornos Ästhetische Theorie. http://roland9000.com/?p=328.

[2] Luther, Henning: Die Lügen der Tröster.

[3] Metz, Johann Baptist: Zeit der Kirche – Zeit der Orden. Gesammelte Schriften Bd. 5. Herder Verlag Freiburg 2017. SS. 190 – 204.

[4] Luther, Henning: Die Lügen der Tröster. Das Beunruhigende des Glaubens als Herausforderung für die Seelsorge. Praktische Theologie 33. Jg., Heft 3. S. 167

[5] Luther, Henning: Die Lügen der Tröster. Das Beunruhigende des Glaubens als Herausforderung für die Seelsorge. Praktische Theologie 33. Jg., Heft 3. S. 171.

[6] Luther, Henning: Die Lügen der Tröster. Das Beunruhigende des Glaubens als Herausforderung für die Seelsorge. Praktische Theologie 33. Jg., Heft 3. S. 171.

[7] So ein Begriff des Soziologen Andreas Reckwitz in „Spätmoderne in der Krise“ Suhrkamp Verlag 2021.  

[8] Foucault, Michel: die Geburt der Klinik. eine Archäologie des ärztlichen Blicks. Fischer Taschenbuch. Frankfurt 1988. S. 31.

[9] Reckwitz, Andreas: die Gesellschaft der Singularitäten. Suhrkamp Verlag. Berlin 2021. S. 38

[10] https://www.feinschwarz.net/sinnsuche-im-sauerland/#more-34230

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